Auf Krawall gebürstet am Leipziger Platz? Macht euch mal locker!
Zertörte Glasscheibe Herbst 2017 (1) | Zertörte Glasscheibe Herbst 2017 (2) | Umgeworfener Schrank im Januar 2017 |
Ok, wir haben euch verstanden. Ihr seid auf Krawall gebürstet und mögt offensichtlich keine Bücher. Irgendwo verständlich. An Büchern gibt es nichts spannendes. Sie stehen einfach nur doof rum. Was sollte jemand daran finden?
Also macht ihr sie und alles was damit zusammenhängt lieber mal platt. Rein vorsichtshalber. (Vor allem, wenn euch so ein frecher Bücherschrank im Weg steht. Was fällt dem ein?) Nicht, dass vielleicht doch jemand auf die Idee kommen könnte, so ein Buch in die Hand zu nehmen und daran etwas spannendes, unterhaltsames oder gar berührendes zu finden.
Etwa die Geschichte von einem Jungen und einem Mädchen, die sich gegen alle Chancen stellen. Ihre Familien hassen sich und die beiden machen einen auf Liebe. Das kann natürlich nicht gut gehen, die Turteltäubchen gehen ebenso grandios wie tragisch zu Grunde. Oder ein Buch, das Fragen aufwirft, die heute, an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter, Thema KI und so, wichtiger denn je werden könnten. Etwa ob Androiden von elektronischen Schafen träumen. Oder die Story vom kleinen Oskar, der mit drei Jahren beschließt, mit dem Wachsen aufzuhören und viel lieber damit anfängt, mit seiner Blechtrommel gegen den kleinbürgerlichen Mief und die uniforme Dumpfheit um sich herum anzulärmen.
Bücher weisen über sich selbst hinaus
Vielleicht könntet ihr diesen infantilen Protest am Ende sogar ganz gut nachvollziehen. Bücherweisennämlichoftweitübersichselbsthinaus. Aber lasst ruhig, warum derart in die Tiefe gehen? Ihr seid halt manchmal wütend. Oder einfach nur auf einen lustigen Krawall aus. (Der genannte Dreijährige macht übrigens auch gerne Glas kaputt, braucht dafür aber nur seine Stimme.)
Eine kleine Bitte haben wir dann aber doch. Es gibt ziemlich viele Leute, die mögen Bücher. Oder respektieren sie wenigstens. Versucht das bitte zu verstehen. Also werden wir, die Bürgerstiftung Köln und die Paten des Bücherschranks am Leipziger Platz, wegen eben genau dieser Menschen den Schrank instandsetzen – wieder einmal. Damit die Bücherfreundinnen und -freunde hier auch in Zukunft eine Anlaufstelle haben. Schade nur, dass uns das für die Reparatur notwendige Geld dann an anderer Stelle für sinnvolle Projekte fehlen wird.
Apropos, überlegt auch mal das: Der ein oder die andere hier in Köln wird vielleicht nicht unbedingt die Möglichkeit haben, sich anderweitig ein Buch zu besorgen – schlicht, weil dafür am Ende des Monats keine Kohle mehr übrig bleibt (oder nie da war). Aber auch Bücher sind in einem gewissen Sinne lebensnotwendig. Und Bücher sind nicht euer Feind. Lasst ihr sie in Ruhe, lassen sie euch in Ruhe. Vielleicht checkt ihr das irgendwann. Bis dahin: chillt mal!
Eure Bürgerstiftung Köln
Hintergrund?Im Januar 2017 wurde der Offene Bücherschrank am Leipziger Platz umgeworfen. Am Freitag, den 24. November, ist dann zum 2. Mal innerhalb von nur vier Wochen (!) eine Acrylglastür des Bücherschranks mutwillig zerstört worden. Mehr Infos zum Ärger um die Bücherschränke gibt’s unter anderem hier: |
Fotos: privat