Ehrenamtliches Engagement ist eng verknüpft mit dem Gefühl, sozial eingebunden zu sein
Ein ehrenamtliches Engagement ist gut für das eigene Befinden. So berichten ehrenamtlich engagierte Personen in der zweiten Lebenshälfte weniger über Gefühle sozialer Ausschließung als Personen ohne Ehrenamt. Das zeigt eine neue Studie des Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA). Allerdings ist der Zugang zu ehrenamtlichem Engagement nach wie vor sozial ungleich verteilt. Ältere engagieren sich seltener als Jüngere, Frauen seltener als Männer. Die Teilhabemöglichkeiten, die ein Ehrenamt bieten kann, kommen also nicht allen gleichermaßen zugute.
Die StudienautorInnen Dr. Julia Simonson, Nadiya Kelle und Willi Bredereck nutzten Daten des Deutschen Alterssurveys. Anhand dieser haben sie untersucht, wie die Anteile ehrenamtlich Engagierter über verschiedene Gruppen verteilt sind. Während in der Altersgruppe der 66- bis 75-Jährigen noch fast jede/r fünfte ein Ehrenamt ausübt, ist es in der höchsten Altersgruppe (ab 76 Jahre) nur noch knapp jede/r Zehnte. Zudem zeigen sich deutliche Geschlechterunterschiede: Während in der zweiten Lebenshälfte fast jeder vierte Mann ein Ehrenamt innehat, sind es nur 16 Prozent der Frauen. Der Unterschied lässt sich wohl damit erklären, dass Frauen in stärkerem Maße Pflege- und Betreuungsarbeiten in der Familie übernehmen. Dadurch bleiben ihnen weniger zeitliche Ressourcen für ein Ehrenamt.
Geringe Engagementbeteiligung nachteilig für die Gesellschaft und das Individuum
Eine geringe Engagementbeteiligung kann nicht nur nachteilig für die Gesellschaft sein, sondern auch für die Personen selbst. Die Studie konnte nämlich zeigen, dass sich Menschen, die ein Ehrenamt ausüben, sozial stärker eingebunden fühlen. Die Messung erfolgte anhand einer Skala (von 1=geringe Exklusion bis 4=hohe Exklusion). Zum Beispiel fühlen sich Personen ab 76 Jahren die Engagierten mit einem Mittelwert von 1,51 deutlich weniger sozial ausgeschlossen als Personen dieser Altersgruppe ohne Ehrenamt mit einem Mittelwert von 1,76. Auch bei Frauen ist die Ausübung eines Ehrenamts mit geringerem Exklusionsempfinden verbunden als bei Frauen ohne Ehrenamt (1,50 vs. 1,68).
Was sind die Barrieren für eine ehrenamtliche Tätigkeit?
Nun ist es aufgrund der Analysen nicht ganz eindeutig, ob die Ausübung eines Ehrenamts für die stärkere soziale Einbindung ursächlich ist. Ein Zusammenhang ist aber doch sichtbar, so die AutorInnen. Daher ist zu fragen, wie man für diejenigen in der zweiten Lebenshälfte, die sich bislang zu geringen Anteilen ehrenamtlich engagieren, mögliche Barrieren zu einer solchen Tätigkeit reduzieren kann.
Julia Simonson erläutert: „Es stellt sich die Frage, wie Zugangswege zum Ehrenamt so gestaltet werden können, dass die Teilhabefunktion ehrenamtlichen Engagements potenziell allen Menschen in der zweiten Lebenshälfte zugutekommt. So vielfältig die Gründe für soziale Ungleichheiten in der Ehrenamtsausübung sind, so vielfältig müssen vermutlich auch die Maßnahmen zu ihrer Beseitigung sein.” So könnte eine gleichberechtigtere Verteilung familiärer Verpflichtungen es Frauen erleichtern, ein ehrenamtliches Engagement aufzunehmen.
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Die Studie zum nachlesen
Die detaillierten Ergebnisse, auch mit Blick auf die Zusammenhänge zu finanzieller Situation und Gesundheitszustand, sind hier nachzulesen.
Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Im Rahmen der Studie werden seit mehr als zwei Jahrzehnten Menschen auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt. Der Deutsche Alterssurvey wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).
Vielfalt mitdenken bei der Gestaltung von SeniorenarbeitMit Blick auf eine sich weiter ausdifferenzierende Gesellschaft – auch in Nordrhein-Westfalen (NRW ) – spielt neben der Weiterentwicklung des bürgerschaftlichen Engagements auch die Vielfalt des Alter(n)s eine zentrale Rolle. Vor diesem Hintergrund wird sich das Projekt Forum Seniorenarbeit NRW in den nächsten Jahren mit dem Thema „Vielfalt mitdenken – Förderung sozialer Teilhabe alternder Menschen vor Ort“ auseinandersetzen. Hinter dem Projekt steht das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA), gefördert durch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Ziel ist es, die Seniorenarbeit vor Ort durch gezielte Qualifizierung, Information und Vernetzung von haupt- und ehrenamtlichen Personen in Organisationen, Institutionen, Vereinen und Kommunen als Multiplikatoren weiter zu unterstützen. Verbesserung der digitalen TeilhabeInhaltlich stellt sich das Projekt vielfältiger auf. Stand bislang vor allem die Verbesserung der digitalen Teilhabe von Seniorinnen und Senioren sowie die Festigung des bürgerschaftlichen Engagements in diesem Bereich im Vordergrund, werden nun Angebote in diversen Bereichen und zu vielfältigen Themen- bzw. Tätigkeitsfelder der Seniorenarbeit gestaltet und gestärkt. So werden Angebote in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten auf lokaler und auf Landesebene etwa in den Bereichen Wohnen, Gesundheitsförderung und Prävention, aber auch Sozialraum, Partizipation, Information und Kommunikation, Selbsthilfe und Selbstorganisation sowie Förderung des bürgerschaftlichen Engagements erarbeitet und zugänglich gemacht. Diese Ausweitung zielt darauf ab, eine zukunftsfähige und nachhaltige Weiterentwicklung der Angebotslandschaft in der gemeinwesen-orientierten Seniorenarbeit in Nordrhein-Westfalen zu realisieren. Die Förderung soll älteren Menschen ein selbstbestimmtes Leben und soziale Teilhabe ermöglichen. Mit innovativen Ideen zur Inklusion verschiedener Gruppen sollen Einsamkeit bekämpft und ein aktives Altern gefördert werden. Weitere Informationen zur Arbeit des Forums Seniorenarbeit NRW gibt es hier. |
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