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Was ist Heimat – und was bedeutet sie für uns?

Was ist Heimat – und was bedeutet sie für uns?Was ist Heimat? Und hat der Heimatbegriff vielleicht längst ausgedient? Oder muss er im Gegenteil geschützt werden vor der Vereinnahmung durch bestimmte Gruppen? Und: Lässt sich eine neue Heimat finden, wenn man seine alte Heimat verloren hat und vielleicht auch nie wieder erlangen kann? Diesen schwierigen Fragen wollte das Projekt „Heimat A.T.“ des CASAMAX Theater auf den Grund gehen.

Das Stück brachte insbesondere auch Jugendliche in den Kontakt mit Theater, die sonst aufgrund von sozialen oder räumlichen Bedingungen nicht unbedingt den Weg hierher gefunden hätten. Deshalb war es auch als flexible Produktion geplant. „Heimat A.T.“ konnte sowohl im CASAMAX Theater in einer Raumbühnensituation als auch in Schulen direkt im Klassenzimmer oder in Jugendzentren und ähnlichen Orten gespielt werden.

Zu Besuch in vier ganz unterschiedlichen Schulen

Noch vor den Sommerferien ging das Produktionsteam in vier ganz unterschiedliche Schulen:

  • das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in der Kölner Südstadt, eine Schule mit internationaler Klientel,
  • das Hildegard-von-Bingen Gymnasium in Köln-Klettenberg, eine klassisch bildungsbürgerliche Schule,
  • das Elisabeth-von-Thüringen Gymnasium in Köln-Sülz, eine stark inklusiv arbeitende Schule sowie
  • die Henry-Ford-Realschule in Köln-Chorweiler, eine Schule mit sehr hohem Migrationsanteil.

Besucht wurden die Klassen 5-7. Mit den Schüler*innen führte das Team Interviews durch, die um die oben genannten Themenkreise und Fragen. Sie alle sollten im Stück behandelt werden: Heimat, Flucht, Zuwanderung, Deutschland, Zuhause, Verreisen, Vorurteile, Gefühle, Feindschaft, Ärgern/Mobbing, Schule, Handy/Kontakt. Für die Autorin und Regisseurin des Stücks, Ragna Kirck, war es besonders spannend zu sehen, dass die Jugendlichen grundsätzlich sehr weltoffen und wertschätzend im Umgang mit sich und anderen, mit dem Spiel zwischen den Nationen waren.

Heimatbegriff wird für Schüler*innen selten komplex

Heimat definierte sich dabei für viele als die Stadt, in der sie aktuell leben. Nur wenige definierten einen komplexeren Heimatsbegriff, der z.B. durch eine Migrationsgeschichte geprägt war.

Mit diesen Gesprächen im Gepäck ging es an die genaue Konzeption und in die erste Probenphase. Am Ende stand ein beeindruckendes Resultat. Die Geschichte dreht sich dabei um den Jungen Azmi. Er ist in Deutschland angekommen, in Sicherheit. Das hatte er zumindest gehofft, nach einer langen einsamen Flucht, die ihn nicht nur über Landesgrenzen, sondern immer wieder auch weit über seine eigenen Grenzen hinaus getrieben hat. Doch auch hier in der vermeintlichen Sicherheit gibt es Konflikte, trifft er auf Abneigung. Wobei die Motive aller handelnden Personen ein Stück weit nachzuvollziehen sind, an keiner Stelle wird geurteilt.

Das Publikum wird an vielen Stellen einbezogen

Was ist Heimat – und was bedeutet sie für uns?Allein diese Leistung des Stücks ist bereits beeindruckend. Doch längst nicht nur die: Die Kölner Schauspielstudentin Franziska Schmid trug „Heimat A.T.“ darstellerisch allein, sie übernahm gleich fünf Rollen und bewies darüber hinaus eine Menge Improvisationstalent. Denn schon während des Stücks wird immer wieder das Publikum einbezogen, doch besonders am Ende. Denn dann nämlich sollen sich auch die Zuschauer*innen Gedanken über mögliche Lösungen für die gezeigten Konfliktlinien machen. Auf die Vorschläge aus dem Publikum reagierte Franziska Schmid in ihren verschiedenen Rollen glänzend.

Sowohl die Schulpremiere an der Theodor-Heuss-Realschule als auch die Premiere im CASAMAX Theater waren ein großer Erfolg. Es gab begeisterte Publikumsreaktionen (u.a. auch bei den Vorstandsmitgliedern der Bürgerstiftung Köln, Sven Johannsen und Martin Müller) sowie eine durchweg gute Presse. Seit der Premiere wurde das Stück schon von vielen Schulen gebucht (zuletzt sogar in Bonn). So nutzte es etwa ein ganzer Jahrgang als Kick-Off für die thematische Arbeit über Rassismus und Ausgrenzung.

Was ist Heimat – und was bedeutet sie für uns?Dabei zählen vor allem auch Real- und Gesamtschulen zu den Buchenden. Ein Effekt, den sich die Initiatoren durchaus gewünscht haben. Denn diese Schulen können sonst oft aus rein finanziellen und organisatorischen Gründen nicht ins Theater kommen. Dazu kommen noch Nachgespräche in den Klassen, die zur Buchung automatisch und kostenfrei dazu gehören. Und für alle Beteiligten bereichernd sind. Schließlich zeigt sich hier, wie mit dem Thema und der Gestaltung des Stückes ein wichtigen Beitrag zur Lebenskultur Jugendlicher geleistet werden kann. Weshalb auch die Bürgerstiftung Köln froh über ihren finanziellen Beitrag zur Durchführung von „Heimat A.T.“ ist.

Fotos: CASAMAX  Theater / © Monika Nonnenmacher

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