Digitalisierung der Schülerbücherei an der GGS Poller Hauptstraße
Die durch Corona bedingte Zwangspause nutzt Esther Karlsen nun für ein langwährendes Herzensprojekt: die Digitalisierung „ihrer“ Schulbücherei. Karlsen ist eine der beiden Bücherei-Beauftragten an der GGS Poller Hauptstraße.
Wie überall, ist auch die Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Poller Hauptstraße derzeit geschlossen. Nur eine überschaubare Anzahl von Kindern besucht die so genannte Notbetreuung.
Das Lesen spielt an der Schule eine besondere Rolle
Das Lesen spielt an der Schule normalerweise eine besondere Rolle, auch über den „gewöhnlichen“ Unterricht hinaus. Etwa 50% der Kinder der Schule haben einen Migrationshintergrund, vergleichsweise viele Kinder stammen aus eher bildungsfernen Elternhäusern. Dort findet im Alltag wenig oder gar keine Leseförderung statt. Hinzu kommen Flüchtlingskinder, die gar kein Wort Deutsch sprechen. Hier ist das Kollegium in besonderer Weise um Erreichung einer Lesekompetenz bemüht.
Und in „normalen“ Zeiten gehen die Dritt- und Viertklässler mit großer Freude wöchentlich in die umliegenden Kindergärten und lesen dort den Kindern in kleinen Gruppen vor. So sind die Grundschulkinder schon Multiplikatoren und wecken die Leselust bei den Kleinsten.
Klar ist: „Kinder erlernen das Lesen auf unterschiedliche Art und Weise und in individuellem Tempo“, erklärt Schulleiterin Tanja Schöppe. Daher sei im Unterricht eine tägliche Lesezeit etabliert.
Betreuung der Schulbücherei übernehmen in der Regel die Eltern
Der besondere Stolz der Schulleitung ist die schuleigene Bücherei mit bisher ca. 2.000 Büchern. Diese wird jährlich durch Spenden und Anschaffungen des Fördervereins um aktuelle Kinderliteratur ergänzt. Der Raum ist sogar am Nachmittag durch die Offene Ganztagsschule zugänglich. Die Betreuung übernehmen dabei die Eltern der SchülerInnen.
Jede Klasse der Schule hat eine wöchentliche Büchereizeit. Damit haben alle Kinder einmal pro Woche die Möglichkeit, dort zu stöbern und sich Bücher auszuleihen. Sie nutzen diese Möglichkeit sehr gerne und regelmäßig, erklären Schulleiterin Schöppe, Konrektorin Anja Trummer und die beiden Büchereibeauftragten Rita Schmitz und Esther Karlsen unisono.
Leseclub im offenen Ganztag
Auch zu verschiedenen Sachthemen, die im Unterricht behandelt werden, suchen die Kinder hier ergänzende Literatur. Sie können aus der Bücherei ausgeliehene Bücher, die ihnen gut gefallen haben, im Unterricht den anderen Kindern vorstellen und weiterempfehlen. Zudem haben sie auch die Möglichkeit, Anregungen zur Anschaffung von neuen Büchern an die Lehrerinnen und Lehrer der Schule weiterzugeben. Im offenen Ganztag existiert darüber hinaus ein Leseclub, weshalb eben auch eine Öffnung am Nachmittag angeboten wird.
Nun gab es in der Vergangenheit ein kleines Manko: Die Bücherei war komplett analog aufgestellt. Das heißt, die Ausleihe der Bücher wurde mit Karteikarten erfasst, alles in allem recht aufwendig. Zumal es zuletzt ein wenig im Betrieb der Bücherei stockte, da die Berufstätigkeit vieler Eltern zunehmend schwierig mit den Ausleihzeiten in der Bücherei zu vereinbaren war. Bis zu den aktuell geltenden Kontaktsperren haben daher schon öfter mal Großeltern und ortsansässige Senioren, die Freude an der Arbeit mit Kindern haben, die Betreuung übernommen. Dennoch musste immer mal wieder die Ausleihzeit mangels Betreuungspersonen ausfallen.
Digitalisierung vereinfacht die Abläufe
Um die zukünftige Nutzung der Bücherei weiterhin zu gewährleisten, nahmen die Verantwortlichen daher die Digitalisierung in Angriff. „Wir können durch das Scanverfahren die gesamten Abläufe wie Ausleihe, lnventarisierung, Mahnverfahren etc. deutlich einfacher und zeitsparender gestalten“, erläutern Schmitz und Karlsen. Eine große Erleichterung stellen außerdem der Buchdatenabruf aus dem Internet mithilfe der ISBN dar, um neue Titel in das System einzupflegen.
Als sinnvolle Erweiterung der bisherigen Möglichkeiten bietet sich zudem die Schlagwortsuche im Bestand an. So kann das Kollegium ganz gezielt und effizient Buchtitel zusammenstellen, die aktuelle Unterrichtsthemen betreffen. Angeboten werden können diese dann beispielsweise in Form eines Büchertischs in der Bücherei oder durch eine Buchkiste, die die Kinder direkt in der Klasse erreicht.
Ebenso können hierdurch konkrete Themenwünsche einzelner Kinder leicht bedient werden. Der Bestand an Sachbüchern kann so zum Beispiel bei der Plakatarbeit oder bei der Erstellung von Referaten wesentlich effektiver und umfangreicher genutzt werden. Zudem können sich die Verantwortlichen per Statistikfunktion einen besseren Überblick zu den ausgeliehenen Titeln verschaffen – und dadurch noch besser den Leseinteressen der Kinder entsprechen. Und nicht zuletzt wird durch die Vereinfachung der Ausleihe auch eine Erweiterung der Öffnungszeiten, z.B. in der großen Pause in den Bereich des Möglichen kommen.
Bürgerstiftung Köln gab notwendige Finanzspritze
Der Förderverein, der die Schule traditionell immer finanzkräftig unterstützt, kam zuletzt aber selbst an seine Grenzen. Schließlich sind an vielen Stellen, die für eine zeitgemäße Erziehung und Bildung maßgeblich sind, kleine und größere Veränderungen nötig. Und so manche braucht dazu eine Finanzspritze.
Da waren die Macherinnen nun bei der Suche nach weiterer Unterstützung bei der Bürgerstiftung Köln an genau der richtigen Adresse. Spielt das Lesen schließlich in der Geschichte der Stiftung selbst ebenfalls eine ganz besondere Rolle, hat sie doch in Köln das Projekt „Eselsohr“ ins Leben gerufen. Die Bürgerstiftung freut sich daher nun sehr, die Digitalisierung der Schulbücherei finanziell mit auf den Weg zu bringen (die Bücherschränke bleiben aber vorerst rein analog;).
So konnte das Team der Schulbücherei in den vergangenen Wochen also fleißig werkeln. Es gibt inzwischen Laptop und Drucker, die notwendigen Programme sind installiert und eingerichtet. Die Erstellung der Leseausweise ist abgeschlossen, so dass nun nur noch nach und nach alle Bücher ins System eingepflegt werden müssen. Die Hilfe des Schulhundes Emma dabei ist eher mentaler Art (oben links im Bild). Jedenfalls steigt nun bei allen Beteiligten die Vorfreude auf den regulären Schulbetrieb um so mehr.
Fotos: Esther Karlsen / GGS Poller Hauptstraße