Wir haben 2023 wieder vielfältige Projekte gefördert
Rund um den Jahreswechsel ist es ja üblich, eine kleine Bilanz zu ziehen. Die fällt aus unserer Sicht überaus positiv aus, wir konnten im vergangenen Jahr so viele Projekte fördern wie noch nie zuvor. Dazu zählt zum Beispiel der Tag des guten Lebens in Nippes (Foto). Wir stellen einige weitere Projekte exemplarisch vor.
Das Stück „Froschkönig? So ein Quaaaak!“ vom CASAMAX-Theater
Beim Projekt „Froschkönig? So ein Quaaaak!“, einem Stück für Menschen ab 3 Jahren, das sich mit Denkansätzen zum Thema Geschlechtervielfalt anhand des Märchens „Der Froschkönig“ auseinandersetzt, galt es besondere Anforderungen zu erfüllen. Zum einen sollte das Stück auch als Kofferstück umsetzbar sein, also auch in Kitas, Kindergärten oder anderen Spielorten außerhalb des CASAMAX Theaters funktionieren. Zum anderen war die Zielgruppe ebenfalls eine Herausforderung. Wie viel kann so jungen Zuschauer*innen zugemutet werden? Welche Geschwindigkeit und Dynamik muss geboten sein, um die Kinder interessiert zu halten und sie gleichzeitig nicht zu überfordern? Und natürlich sollten auch die Aussage und das Thema an sich nicht zu kurz kommen.
Bilder und Vorstellungen von Geschlechtsidentität sind schließlich schon in frühster Kindheit präsent und allgegenwärtig in unserer Welt. Was Mann oder Frau ausmacht ist allerdings höchst individuell. In der heutigen Zeit ist diese binäre Einordnung ohnehin veraltet, und es gibt zahllose Möglichkeiten, das eigene Gender zu definieren. Es war dem CASAMAX also sehr wichtig, mit Kindern in den Austausch zu gehen, um herauszufinden, wo die „Grenzen“ zwischen den Geschlechtern für sie verlaufen und welche das genau sind. Die stark auf Körperlichkeit ausgerichtete Art der Inszenierung und das Heranziehen einer bekannten Märchenvorlage waren ebenfalls entscheidend in der Vermittlung der Inhalte an ein sehr junges Publikum.
Bereits die Proben wurden von Kindern begleitet
Als Probengruppen, die das CASAMAX im ganzen Prozess der Stückerstellung begleiteten, haben eine Gruppe der Kita Weyertal, eine Gruppe der Kita Märchenschloss und eine frisch gebackene zweite Klasse der Don Bosco Schule in Hürth das Ensemble unterstützt. Schon bei den Interviews mit diesen Gruppen zeigten sich gewisse Trends. So waren sich die Kinder einig, dass es keine Farben für Jungs oder Mädchen gibt, sondern sie für alle da sind. Auch dass Jungs lange und Mädchen kurze Haare haben dürfen, war ganz eindeutig. Lackierte Nägel tragen ebenfalls ganz selbstverständlich Kinder aller Geschlechter. Allerdings wurden Grenzen gezogen, wenn es darum ging, ob Jungs auch Röcke und Kleider tragen können oder welche Spiele für Jungs oder für Mädchen sind. Hier gab es vielfältige und durchaus kontroverse Meinungen.
Am guten Ende konnte das Stück mit seinem tollen Bühnenbild, inspirierenden Liedern und Szenen sowie der bewegungsreichen Performance alle Zuschauer*innen begeistern. Bei der planmäßig durchgeführten Premiere wurde sichtbar, dass die Kinder mitfiebern und beim Prinz*essinnen-Streit eine*n klaren Favorit*in für sich finden konnten. Auch viel Gelächter und neugierige Fragen an die Eltern bestätigten die Regisseurin Franziska Schmid und die Akteur*innen Enya Becirevic und Jonas Bluhm in ihrer Art der Umsetzung.
Das Zwagby Festival 2023
Der Zwirbel e.V. führte sein erstes Open-Air-Festival, das Zwagby Festival, wie geplant an einem ereignisreichen (und leider arg verregneten) Samstag im August durch. Musik, Tanz, Sport und Gemeinschaft – all das konnten die zahlreichen Besucher:innen an dem Tagesfestival während der Auftritte verschiedener junger Künstler:innen oder bei der Teilnahme an Workshops erleben und mitgestalten.
Eine ideale Location mit viel Atmosphäre
Der Kölner Rugby Park hat sich als ideale Location für das Zwagby Festival bewährt. Die weitläufigen Grünflächen ermöglichten ausreichend Platz für Rugby-Workshops und Parcours sowie Bastelaktionen, Getränkestände und zwei Bühnen. Die Holzhütten dienten für die Verteilung von Erfrischungen, Snacks und Co. und spendeten zusammen mit den großen Pavillons für ausreichend Unterstand bei Regen. Die umstehenden Bäume konnten durch kreative Lichtinstallationen eindrucksvoll in Szene gesetzt werden und sorgten so für eine einzigartige Wald-Festival-Atmosphäre.
Bereits ein halbes Jahr vorher begannen die Vorbereitungen. Zusammen mit den Vereinsmitgliedern sammelten die Initiatoren rund um den ersten Vorsitzenden Yannick Zimmermann in einem internen Workshop Ideen für die Programmgestaltung. Sie setzten dabei eines der wichtigsten Vereinsziele in den Vordergrund: Die Förderung von Nachwuchskünstler*innen aus Köln und NRW – und Diversität.
Am Festivaltag selbst wirkten 50 Künstler*innen und 40 freiwillige Helfer*innen mit. Besonders stolz ist der Zwirbel e.V. auf die umgesetzte große Repräsentanz weiblicher/diverser Acts auf der Bühne. Das vielfältige Kinder- und Jugendprogramm im Bereich Kunst (basteln), Sport (Rugby und Tanzworkshops) und insbesondere Musik (Bands, Einzelacts, Afro Dance Performance) nahmen alle Besucher*innen gut an. Die Programmpunkte wurden professionell begleitet. So konnte Kreativität selbstwirksam erlebt werden – um so zu einer nachhaltigen Begeisterung für Musik, Kultur und Sport beizutragen.
Einen Werbespot selbst produzieren – und dabei lernen, Medien kritisch zu reflektieren
Das Aelius Förderwerk e.V. bot erstmals einen Film- und Medienworkshop für bildungsbenachteiligte Schüler*innen aus NRW an. Sieben Teilnehmende konnten zusammen mit dem Cinematographen Michel Krämer Einblicke in die Werbeindustrie und die Film- und Videoproduktion gewinnen – und selbst kreativ werden.
Der Workshop „Und Action!“ fand in einem Hafenloft in Köln-Mülheim statt und bot den Schülern die Möglichkeit, einen eigenen Werbespot zu Getränken zu produzieren und dabei Techniken der Werbeindustrie im Fernsehen und in den Sozialen Medien kritisch zu reflektieren.
Bildung und kulturelle Teilhabe als Weg zu mehr Chancengleichheit
Ziel des Workshops war es, sozioökonomisch benachteiligten Schülern Zugang zu neuen Themen und ihren Interessen zu ermöglichen und so zu mehr Chancengleichheit beizutragen. Die Schüler*innen lernten nicht nur, wie man einen Werbespot produziert, sondern auch, wie man Werbetechniken kritisch hinterfragt und analysiert. Michel Krämer, der den Workshop leitete, betonte die Bedeutung von Bildung und kultureller Teilhabe für benachteiligte Schüler. „Ich glaube, dass Bildung der Schlüssel zur Chancengleichheit ist“, sagte Krämer.
„Durch Workshops wie diesen können wir den Schülerinnen die Möglichkeit geben, ihre Interessen zu entdecken und ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Das ist ein wichtiger Schritt, um soziale Ungleichheit zu bekämpfen.”, ergänzt Yannick Folsche, der die Regionalgruppe Nordrhein-Westfalen mit einem Team von zehn Ehrenamtlichen leitet.
Die Schüler*innen waren begeistert von dem Workshop und freuten sich darüber, dass sie die Möglichkeit hatten, ihre eigenen Ideen und Kreativität einzubringen. „Ich habe viel über Werbung und Medien gelernt. Ich war erstaunt, wie stark wir durch Werbung vor allem bei Instagram beeinflusst werden“, sagte eine Schülerin aus Köln. „Aber natürlich hat das Produzieren des Werbespots und das vor der Kamera stehen viel Spaß gemacht!”, ergänzte sie.
Tag des guten Lebens 2023 in Nippes
Der Tag des guten Lebens ist ein jährlich in einem anderen Kölner Stadtviertel stattfindender autofreier Sonntag, der Kölner Bürger*innen dazu anregen soll den Stadtraum neu zu erleben und partizipativ zu gestalten. Organisiert wird der von Agora Köln e.V. Die Planung und Umsetzung des Tages fand dieses Jahr zum ersten Mal in Köln-Nippes und insgesamt zum neunten Mal statt. Neben Aktionen von Nachbar*innen in Form von Gesprächsrunden, Kaffeetafeln, Flohmarkt und Tausch-Aktionen, konnten sich ebenso Vereine, Initiativen und nachhaltige Unternehmen von Außerhalb einbringen.
Zu den beteiligten Akteur*innen gehören zum einen die Organisator*innen und Helfer*innen, aber auch die Nachbar*innen, die sich mit Aktionen aktiv am Tag einbrachten (ca. 100 nachbarschaftliche Aktionen). Ebenso machten die Mitglieder von Agora Köln e.V. selbst mit und präsentierten sich mit Infoständen und/oder (Mitmach-)Aktionen. Insgesamt wurden so 266 Aktionen umgesetzt. Beteiligt waren ca. 160 Vereine, Initiativen und Unternehmen mit nachhaltigem Background (regional, ökologisch, fair, nachhaltig,…), darunter beispielsweise die Kidical Mass Köln, die Zero Waste Köln Initiative oder Greenpeace Köln. Zudem fanden zahlreiche Musikacts auf fünf Bühnen im Gebiet verteilt statt.
Tovertafel für eine Demenz WG
Es muss aber natürlich nicht immer das ganz große Rad sein. So wollte der Verein Gemeinsam Leben mit Demenz e.V. eine Tovertafel für eine Demenz WG anschaffen. Das gelang dank einer Unterstützung der Bürgerstiftung Köln. „Wir freuen uns sehr und danken Ihnen noch einmal ausdrücklich für Ihre Unterstützung im Namen aller Bewohner und Angehörige“, schrieb uns Birgit Wunderlich vom Verein.
Gern geschehen! Zumal uns genau ein solche Freude bei der Bürgerstiftung immer viel zurück gibt.
Fotos: CASAMAX Theater, Zwirbel e.V., Aelius Förderwerk e.V., Katharina Merks (Tag des guten Lebens)
Illustration: RosZie auf Pixabay